Als wir in 2014 von Gotland zurück waren, war die einhellige Meinung aller Beteiligten, das machen wir wieder. Nicht gleich, aber irgendwann, demnächst, wenn es sich ergibt.
Nach unserem Törn 2015 waren die treibenden Kräfte unserer Crew der Auffassung, irgendwann, demnächst wäre 2016, im Juni.
Die Frage war nur: wohin in einer Woche Segeln. Darüber gab es eine umfangreiche Korrespondenz per Mail zwischen Falk und mir. Meine Überlegungen waren, gemäß Karsten, das Schiff fährt mindestens 5 Knoten, dann sind 600 nm die Mindeststrecke für die Segelwoche. Und warum immer westliche Ostsee. Wie wäre es mit der polnischen Ostseeküste? Falk war eher für Dänemark. Der Umstand, dass die Winde in unseren Breiten im Frühsommer eher aus West wehen, ließ mich von Danzig als Reiseziel abstand nehmen.
Falk schlug Læsø als Zielhafen vor.
Aber das war mir zu wenig Strecke für die eine Woche und dann schon wieder die dänischen Inseln. Ich war für Schweden. Mein Mindestziel war Smögen ca. gute 50 nm nördlich von Göteborg. Zur der gleichen Zeit, in der wir unsere Diskussion über ein mögliches Ziel des Törns 2016 führten, lief im Fernsehen eine Dokumentation über Schweden und da war Göteborg mit dabei. Die Stadt sah sehr schön aus.
Wobei da noch die Anregung aufkam in Höhe Anholt auf die schwedische Küste zu zusteuern und die Schären an der Küste mit zunehmen.
Wir waren uns einig. Bei den ausgewiesenen 475 nm nach Göteborg und zurück waren die läppischen 100 nm für Samsö und zurück auch noch locker drin.
Also habe ich im September 2015 bei Mola in Flensburg vier Schiffe reservieren lassen und eine Bavaria 51 cruiser auf meinen Namen gechartert. Die weiteren drei Schiffe waren für Karsten, Peter Grun und Buri als Skipper gedacht, die ihre eigenen Mannschaften für den Trip 2016 zusammen stellen wollten. Die Langstrecke wollte eigentlich kein weiterer Skipper mitsegeln. Lediglich Karsten und Peter würden (eventuell, wenn es die Mannschaft mitmacht) uns ein Stück begleiten. In der ersten Nacht, dann würden sich unsere Wege trennen.
Unser Schiff
In Flensburg übergab man uns dann die „Emma“
Gesamtlänge |
15,59 m |
Länge Rumpf |
14,99 m |
Länge Wasserlinie |
14,12 m |
Gesamtbreite |
4,67 m |
Tiefgang Standard Gusseisenkiel (ca.) |
2,25 m |
Tiefgang Option Gusseisenkiel als Flachkiel (ca.) |
1,85 m |
Leergewicht (ca.) |
14.100 kg |
Ballast (ca.) |
4.600 kg |
Motor, Volvo Penta mit Saildrive |
D2-75 |
Motorleistung |
55 kW/75 PS |
Treibstofftank (ca.) |
280 l |
Wassertank, Standardversion (ca.) |
560 l |
Stehhöhe im Salon (ca.) |
2,11 m |
Großsegel und Rollfock, Standard (ca.) |
131 m2 |
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|
Das Schiff dieser Größe hatten wir gewählt weil auf der Langstrecke die gesamte Mannschaft nur im Hafen für kurze Zeit den Salon füllt. Während der Reise ist eine Gang an Deck, mindestens eine schläft und nur der Skipper und der Smutje sind die einzigen immer anwesenden Crewmitglieder und da reichen 51 Fuß. Hauptsache es gibt zehn Kojen.
Dazu habe ich für das Schiff einen Blister bestellt. Das Leichtwindsegel ist einfach zu bedienen und hilft bei wenig Wind. Und zusätzlich habe ich eine zweite Reservegasflasche geordert, denn auf Langstrecke wird einfach mehr Gas gebraucht.
Den Winter über hat Falk für den Langstreckentörn nach Göteborg geworben. Richtig groß war die Nachfrage nicht. Es waren ja immerhin vier Schiffe zu bemannen. Wir hätten am besten acht Decksleute gebraucht. Dazu den Skipper und den Smutje. Auf der Reise nach Visby hatte sich diese Konstellation als hervorragend heraus gestellt. Vier Wachen mit vier Stunden am Tage und zwei Stunden in der Nacht hatten Niemanden über Gebühr beansprucht.
Irgendwann im Frühjahr 2016 war klar wer den Törn nach Göteborg mitfährt. Und das sind sie:
Apropos Wache. Mit drei Gangs ist eine 24 Stunden Wache schlecht zu besetzten. Es wurde diskutiert und am Ende einigte man sich auf neun Wachzyklen am Tag mit dreimal vier Stunden Tagwache und zweimal zwei Wachen a zwei Stunden in der Nacht. Hat den Nachteil, dass man nur maximal vier Stunden zum Schlafen am Stück hat. Haben aber alle gut überstanden.
Für mich begann irgendwann 2016 der Ernst des Lebens, denn es musste ein Speiseplan als Grundlage für die Einkäufe her. Die erste Neuerung war die Antwort auf die Frage nach dem Brot. Brot hat bei allen Törns backfrisch am Abreisetag Peter vom Bäcker geholt. In Leinentücher eingewickelt war es Bord über die Woche gut zu Essen. Aber wir haben eigentlich fast alles Brot wieder mit nach Hause genommen.
Ich beschloss, zum Frühstück gibt es Brötchen zum aufbacken. Die halten mindestens eine Woche, sind luftdicht verpackt und kommen jeden Morgen frisch auf den Tisch. Kosten natürlich zusätzliches Gas, deshalb der Wunsch nach einer dritten Gasflasche. Und etwas Weißbrot für die Suppe am Abreisetag und ganz wenig für Brot für das Buffet
Dann die Antworten auf die Frage: „Was gibt es als Hauptmahlzeit?“ Ich entschloss mich für einen Ausflug in die Küchen dieser Welt.
Also Kochbücher gewälzt und immer abgewogen, eignet sich das Ausgesuchte auch für die Zubereitung unter Bordbedingungen. Und sind die Zutaten auch über die Segelwoche und bei nicht immer laufendem Kühlschrank haltbar? Dann zu Hause mindestens einmal kochend ausprobiert und von der Familie begutachten lassen. Irgendwann stand die Speisekarte.
Diese Speisekarte war Falk immerhin eine Erwähnung wert, denn in seinem link https://goo.gl/photos/hxu97ZiaQ5nZiWUs7 ist der Aushang der Speisekarte mit veröffentlicht. Und da stammt dieses Bild auch her.
Im Original des Törnberichtes als Worddokument ist das hier eine ganze Seite, lässt sich aber in der Webseite nicht einbetten. Schade
In der Woche vor der Abreise begann dann der Stress, Einkaufen. Meine Einkaufsliste war zwei Excel Seiten lang. Der Einkaufzettel für die frischen Sachen, gekauft am frühen Morgen des Freitags, dem 3. Juni, war ein wenig kürzer. Am Ende waren gut 700 € ausgegeben, mit der Gewissheit, es ist bestimmt zu viel. Aber bitte was? Ich weiß, es bleibt immer etwas übrig, es ist nur die Frage, was ist es diesmal. Also besser zu viel, als das irgendwas fehlt.
Dann kochen. Die obligatorische Suppe für den Sonnabend Abend, das Essen nach dem Auslaufen und den ersten Hauptgang. Der Speisplan verrät, es sollte Guancia di manzo geben. Für nicht Italienkenner, das sind in Rotwein geschmorte Rinderbäckchen und die brauchen Zeit im Backofen. Nichts für die Bordküche, also was für’s Vorkochen.
Dann abends Alles einpacken und ab nach Halberstadt. Die Anreise an die Küste lässt sich immer gut mit einem Besuch beim Bruder verbinden. Außerdem gibt es in Halberstadt guten und billigen Spargel, siehe Speiseplan Montag. Und das stimmte wirklich, das Geld, das ich dann Sonnabend früh für unseren ganzen Spargel bezahlt habe, hätte mir zu Hause gerademal ein Kilo hessischen Spargel eingebracht.
Sonnabend, der 4. Juni
Die Anreise war stressig. Ich bin früh genug in Halberstadt weggefahren. Ein Anruf bei Falk sagte mir, die Karawane war unterwegs. Und ich, der ja schon ein ganzes Stück weiter nördlich sich bewegte, würde der erste in Flensburg sein.
Aber mit des Geschickes Mächten ist kein ew’ger Bund zu flechten, Schiller, Lied von der Glocke. Stau und Baustellen, soweit das Auge reichte. Schon vor Braunschweig ging das los und zog sich über die ganze A7 bis Hamburg und hinter Hamburg wurde es nicht besser. Am Telefon merkte ich, ich wurde nach hinten durchgereicht. Aber ich war aber nicht der Letzte. Atomwolfgang hatte sich Flensburg verfranzt.
Gegen 16:00 war alles verladen. All die vielen Sachen waren innerhalb ganz kurzer Zeit im Schiff und an ihrem Platz.
Die zwei anderen Schiffe, die „Havgan“ mit Karsten als Skipper und die „Loki“ mit Buri als Chef schließen sich mit Abstand an. Die „Zelma“ bleibt im Hafen. Wie Hääschen in seinem Bericht schreibt, sie haben Größeres vor, nämlich Urlaub. Recht hat er.
Ach so, ich habe wirklich alles eingepackt, auch die Geschirrhandtücher. Nur die Wetterjacke habe ich zu Hause gelassen. Aber ich muss ja nicht hinaus in die grässliche Natur, ich darf mich in der heimeligen Küche abarbeiten.
Eben, das ist 17:30 und wir sind auf der Förde unterwegs, stellt Wolfgang fest, dass unser Dieseltank nicht ganz voll ist. Wir hätten tanken müssen. Nachfrage beim Stützpunk ergibt, die Anzeige spinnt, die Mannschaft vor uns hat voll getankt. Gott sei Dank.
Der kleine Peter hat mit Sebastian die erste Wache. Wir haben schönes Wetter, aber
leider den Wind aus NO, also auf die Nase. Es geht unter Motor vorwärts. Gemäß dem
Motto, immer mindestens 5 Knoten muss das Schiff laufen.
Der Standort 16:09 UTC, was in guter deutscher Zeitrechnung 18:09 bedeutet. Wir kommen voran.
18:00 gibt es Abendessen, die übliche Suppe, diesmal auf Wunsch einer unserer Mitsegler, Soljanka. So richtig essen tun meine Leute nicht, wenn ich nochmal mitfahre werde ich die Essensmengen einschränken. Nur Wolfgang, der Ältere hat mich nicht enttäuscht. Er hat sich für die Reise ja auch vorgenommen zuzunehmen.
Reste von gutem Essen sollte man nicht verkommen lassen. Also den Rest dem Admiral angeboten. Der wollte gleich vorbei kommen, wir haben ihn auf Sønderborg vertröstet. War ihm nicht so ganz recht, Originalton: „Vertrösten, da muss man ja immer warten“. Aber Karsten schätzt meine Suppe und ich nehme an, er wird gerne gewartet haben.
Wer die Flensburger Förde kennt, der weiß, beim Auslaufen Wind auf der Nase bringt bald den Wind aus der richtigen Richtung. Nach dem Essen setzt die Wache Segel.
19:00 Uhr, wir fahren zusätzlich unter Motor, wir wollen die letzte Brücke in Sønderborg noch erreichen. Mal sehen ob das klappt. Unterwegs schläft Wind ein. Also Segel runter und weiter in den Abend unter Motor. Und wie immer ist man zu früh an Ort und Stelle.
Alles übt sich in Routine.Der Smutje versorgt seine Leute mit der letzten Tasse
Tee. Wache Drei hat um 22:00 Uhr den Dienst angetreten. Hier bei der Auf-
nahme ist es ca.23:00Uhr. Nachträglich habe ich das Logbuch ausgewertet um
an dieser Stelle den Standort für das Tagesende fetszuhalten. Angeben sind für
Sonntag, den 5. Juni 00:00 Uhr 55°06,67 N und 09°41,65 E.
Diese Daten habe ich bei Google Earth eingegeben und es geschah das
Wunder von Köln, (denkt an den Witz von dem Kadetten, der am Sextanten
den Standort bestimmt und vom Kapitän aufgefordert wird die Mütze abzu-
nehmen, denn er befände sich nach seiner Bestimmung im Kölner Dom).
Der gelbe Stöpsel ist die "Emma"um 00:00Uhr. Frage: Wie kommt sie dahin?
Sonntag, der 5. Juni
Zwei Stunden später haben (fast) alle gefrühstückt. Nur zwei Mann schlafen noch. Man sieht es an den Eiern. Ich habe die Tagesnotizen im Laptop festgehalten, man sieht es auf dem Tisch stehen.
Wegen des Dreigang Menus am heutigen Abend probiere ich den Herd aus.Die kleine Flam-
me arbeitet nicht richtig. Nach einigem Rumfummeln tut sie es dann doch. Gottseidank.
Da ist es dann in der Zwischenzeit schon Nachmittag. Bis auf einen sind alle
Mann an Deck und machen im Sonnenschein eine Kaffeefahrt. Im wahrsten
Sinne des Wortes, denn ich hatte zu Hause von Weihnachten noch einen
Stollenkarton entdeckt und, da Stolle sich fast ewig hält, diesen mit auf die
Reise genommen. Also Karton aufmachen und freudestrahlend den Stollen
auf den Tisch bringen, aber der Karton enthält eine Überraschung, vom
Stollen ist fast nichts mehr übrig. Jeder bekam nur ein kleines Stückchen. Es hat aber gereicht.
Bis Mittag ist es windstill. Dann kommt eine leichte Bries auf, leider gegen an. Segel setzen lohnt nicht. Es geht weiter unter Motor.Und wie man mit dem Blick auf die Karte auf dem Tisch unschwer erkennen kann, geht es Richtung Ost.
Die Welle gegen an macht sich schon bemerkbar. Das Boot stampft ein bisschen. Aber das tut der ganzen Freude keinen Abbruch. Nur neben bei, da wir die ganze Zeit motoren, können auch alle elek- trischen Verbraucher mit laufen. Also im Moment der CD Player. Und damit werden wir mit Seemannsschnulzen zu gedröhnt.
Gott sei Dank kann das Tablett, auf dem ich gerade die Notizen verfasse, diese nicht auch noch mit Tönen unterlegen. So vergeht der Tag.
Montag, der 6. Juni
Mit Tagesbeginn kommt Wind auf und wird stärker. Für 02:00 sind im Logbuch 5 Bft. vermerkt und 2 m Welle. Das ganze kommt dwars und rüttelt das Schiff ganz schön durch. Trotz Leesegel falle ich fast aus der Koje. Dazu tropft es mir ins Gesicht. Das Luk stand noch auf dem kleinen Lüftungsspalt und der Wind weht das Wasser da durch. Einmal wach, werfe ich einen Blick auf das Deck.
Das Frühstück morgens war bei dem Seegang schon ein bisschen problematisch. Das Zeug flog nur so durch die Gegend. Tisch decken war nur mit feuchten Schwammtüchern als Antirutschmittel möglich. Wie in alten Zeiten gab es die Morgensuppe in der Tasse, die tiefen Teller hatten nicht genügend hohe Bordwände. Die Thermoskannen mit Kaffee und Tee mussten in den Polstern der Salonbank gesichert werden. Ging aber nicht gut, der Deckel der Teekanne war undicht.
Gestern beim Nudel kochen ging das Gas zu Ende. Die bestellte dritte Gasflasche fand sich nicht an Bord, ich hatte sie mir in Flensburg holen müssen. Den bestellten Kartensatz SV 5.2, das ist die schwedische Küste bis an die norwegische Grenze, gab es auch nicht. Ist schon schlecht, wenn der Vercharterer die zusätzlichen Wünsche seiner Kunden nicht bedient. Leider hatte ich Falk vor der Übernahme nicht noch mal auf die Sonderwünsche hingewiesen. So konnte er das auch nicht überprüfen. Für den nächsten Törn merken.
Also auf in die Innenstadt. Was keiner von uns wusste, der 6. Juni ist in Schweden Nationalfeiertag. Er geht zurück auf die Krönung 1523 von König Gustav Wasas zum schwedischen König und damit der Auflösung der Union mit Dänemark. Dieser Tag ist der Tag der Schwedischen Flagge, seit 1983 Nationalfeiertag und seit 2005 arbeitsfrei. Aber bitte nicht als zusätzlicher arbeitsfreier Tag, dafür wurde der Pfingstmontag geopfert. Kommt uns das bekannt vor?
Jedenfalls waren auffallend viele junge Menschen unterwegs, gut angezogen. Für mein Auge der größteUnterschied zu unserem Straßenbild, es fehlten die träschigen Menschen. Alle sahen so wohl erzogen aus.Keiner fiel aus dem Rahmen. Die vielen jungen Menschen sind kein Wunder denn Göteborg ist Universitätsstadt. Göteborg ist die zweit größte Stadt Schwedens und hat eine halbe Millionen Einwohner.
Die ganze Zeit hatte ich mich gewundert, dass die allgegenwärtigen Wasserläufe so eine eigenartige Form hatten. Beim Blick auf diesen Aufsteller an der Eisdiele wusste ich es. ( Im Originaldokument ist ein Pfeil eingesetzt, der an den Knick der von Mitte oben nach unten verlaufenden strasse zeigt. Genau auf den Knick steht die Esidiele) Wir befanden uns auf dem Gelände der Festung Ålvsborg, einer Schutzbastion des alten Hafens der Stadt Göteborg.
Apropos Eis. Das Leckermaul Woki konnte ihm nicht widerstehen. Und da Woki ein sozial eingestellter Mensch ist, hatte die ganze Crew ein köstliches Eis in der Hand. Eis ist in Schweden nicht billig. Die 45 SKR sind umgerechnet gute 4,50 € pro Eis, da musste Woki für die ganze Crew schon mal die Kreditkarte zücken.
Geschmeckt hat es aber Allen.
Das war’s dann aber auch schon mit Landgang. Es ist Zeit das Abendbrot zu zubereiten.Und während ich in der Kombüse stehe und koche genießt die Mannschaft den Abend beim Bier an Deck. Da ein Wort zur Kocherei. Mir ist schon immer unverständlich warum auf einem Boot die Kochstelle so sträflich vernachlässigt wird. So ein 50 Fuß Boot ist mit 10 Kojen ausgerüstet. Zusätzlich könnte man noch einen Mann im Salon unterbringen. Macht also elf Leute. Dem steht ein kleiner Campingkocher entgegen auf dem man nicht einmal zwei große Töpfe gleichzeitig aufstellen kann. Von einer wirklich großen Pfanne ganz zu schweigen. Aber trotzdem, es gibt ausreichend frisches Essen. Ich klopfe hier mir mal selber auf die Schulter.
Nach dem Abendessen, laut Logbuch 21:00, laufen wir aus. Zielhafen ist Vesterø Havn auf Læsø. Prognostizierte Ankunftszeit ist Morgen Mittag.
Noch eine Bemerkung zum Göteborger Stadthafen. Der Hafenmeister fragte bei unserer Anmeldung nach der Ankunftszeit. Die war gegen 12:00 und als wir auf die Frage, wie lange wir zu bleiben gedenken, antworteten, wir wollten am Abend eigentlich wieder auslaufen, ließ er die Forderung nach Liegegeld gleich stecken. Er half uns auch noch eine Wassertankstelle zu finden. Wir haben aber beschlossen in Vesterø Havn Wasser zu übernehmen.
Der Wind hat zugenommen. Gegen halb Eins setzen die zwei Wolfgangs die Segel und wir kreuzen Kurs Südwest. Bei 3 bis 4 Bft segelt es sich gut, manchmal, wenn der Wind etwas nachlässt, wird der Motor angeworfen. Die obligaten 5 Knoten sind eben Pflicht. Ansonsten gibt es für unterwegs nicht viel zu vermelden. In meinen Notizen steht etwas von einer Begegnung mit einem auftauchendem U Boot. Aber es gibt keine Bilder. Genauso wenig wie von den Seehunden in den Göteborger Schären, von denen nur Einer in seiner Mail „kleine“ Bilder avisierte. Aber da wird es sich wohl um einen Schreibfehler handeln
Peter und ich bleiben zurück und bewachen das Boot. Peter geniest die Ruhe, ich gehe derweil Vesterø Havn erkunden.Der Ort ist richtig verschlafen, den ganzen Nachmittag kein Mensch auf der Straße. Erst gegen Abend kommt etwas Leben auf. Die Leute nutzen die angebotenen Grillmöglichkeiten in den Pavillons am Hafen.
Anmerkung im Januar 2017:
Man sollte sich in der Vorbereitung zu solch einem Törn doch über die einzelnen, wenn auch noch so kleinen, Etappenziele informieren. Im Nachhinein bin ich bei Læsø in Wikipedia auf die Meersalzgewinnung auf dieser Insel gestossen. Das Salz ist unter Gourmets berühmt und hatte im Mittelalter echte Bedeutung für die Insel. Schaut mal nach unter
http://www.visitlaesoe.de/de/laesoe/gastronomie/laeso-salzsiederei
Ihr findet bei Wikipedia noch interessante Einzelheiten. Das Salz kostet natürlich auch echt Geld, 200g kosten 7,50 €.
Mittwoch, der 8. Juni
Gut ausgeschlafen wird gefrühstückt. Kanal 64 gibt für das Kattegat und die südliche Ostsee eine Windwarnung mit Böen von 7 Bft durch. Der Wind soll aus West wehen. Das ist gut, denn wir halten Kurs auf die Südspitze von Fünen.
Da bringt uns der Westwind einen angenehmen Raumschotkurs. Um 9:00 legen wir ab und eine halbe Stunde später werden die Segel gesetzt. Mit 6 Knoten segeln wir Kurs 170° auf die Südspitze von Fünen zu.
Gegen Mittag nimmt der Wind zu. Wir drehen bei und geben ein Reff in Genua und Groß. Falk kontrolliert von unter Deck den Erfolg der Arbeiten. Es dauert, aber es geht eigentlich ganz gut. Nach dem Reffen segelt es sich besser und wir haben immer noch gute 6 Knoten. Im Laufe des Tages nehmen Wind und Welle zu. Wir laufen mit guten 7 Knoten nur mit Genua südwärts. Vorbei an dem Windpark bei Anholt.
Der Wind lässt etwas nach und wir setzen wieder das Groß.
Vor den Untiefen von Hastens Grund drehen wir auf Kurs Südwest und erreichen mit 10,1 kn die heutige Spitzengeschwindigkeit.
Am Nachmittag gab es, auf Wunsch eines einzelnen älteren Herrn, feinen schwarzen Tee. Die Blätter entsorgte ich außenbords.
Leider blieb ein Teil auf der Badeplattform liegen. Na gut, dachte ich, die
Wellen werden sie schon runter waschen.
Aber unseren älteren Herren störten sie. Er wollte auf dieWelle nicht warten.
Sie kam trotzdem und der linke Fuß ward nass.
Beweisfoto liegt bei.
Gegen 22:00 stellt Falk fest, dass unsere Servicebatterie recht tief entladen ist. Also Motor an und im Leerlauf mitlaufen lassen um die Batterie zu laden. So läuft die Emma unter dem Groß mit achterlichem Wind in die Nacht.
Um 00:00 Uhr stehen wir auf 56°06,83 N und 10°54,65E. Wir haben noch fast die gleiche Länge wie beim Auslaufen in Vesterø Havn und haben 1°10’ Breite zurück gelegt.
Donnerstag, der 9. Juni
Über Nacht segelt die „Emma“ mit Wind von 3 Bft und knapp 6 kn Kurs Südwest. Es fünf Uhr in der Frühe. Die Segel sind geborgen, der Wind ist zu einem lauen Lüftchen zusammen gebrochen. Das Boot läuft unter Motor auf die große Beltbrücke zu. Wache fahren der kleine Peter und Sebastian. Ich bin heute schon sehr früh aufgestanden. War wohl ein Versehen. Aber so konnte ich die Wache mit einem heißen Tee erfreuen.
Sebastian hatte die Schemen der zwei großen Pfeiler am Horizont mit bloßem Auge entdeckt. Peter und ich sahen nichts. Erst das Glas brachte mir die Brücke näher. Da sieht man, im wahrsten Sinne des Wortes, was Jugend so ausmacht.
Das bisschen Wind steht uns direkt auf die Nase. Die See ist ruhig und es macht richtig Spaß mal auf nicht schwankenden Planken sich bewegen zu müssen.
Jetzt geht ans Frühstück machen.
Die Wokis sind aufgestanden und auf Wunsch des Vorderladerschützen werde ich aus den Restkartoffeln von gestern Abend ein Bauernfrühstück zu bereiten.
Ich weiß nur noch nicht wie. Also Frühstück, jeder bekommt sein individuelles Bauernfrühstück.
Selbst der süße Sebastian hat nach einigem Zögern dem Bauernfrühstück zu gestimmt. Und es genossen.
Mittlerweile ist es später Mittag. Wir haben Rudkøbing passiert. Gleich sind wir aus dem Fahrwasser raus. Vielleicht geht es dann auch mit dem Segeln. Ein ganzes Stück enges Fahrwasser liegt aber bis zur Segelstrecke noch vor uns, jedenfalls bei den herrschenden Windverhältnissen.
Das Kassler steht auf dem Herd. Der kleine Peter meinte vorhin noch, die Gasflasche hat aber lange gereicht. Wir werden wohl die dritte nicht brauchen. Denkste, die zweite Flasche ist gerade alle geworden. Wenn ich nicht die dritte Flasche noch geholt hätte, wir hätten ab jetzt kalte Küche!! Nicht auszudenken. In Flensburg werde ich bei den Mola Leuten mal richtig maulen.
Hinter Maarstal geht es dann richtig los. Raumer Wind mit guten 10 bis 12 Knoten bringt den ersehnten Segelspaß. Aber die Herrlichkeit ist nach einer guten Stunde wieder vorbei. Der Wind schläft ein und da wir noch nach Sønderborg wollen, muss der Motor wieder laufen. Schade.
Aber manchmal geschehen noch Zeichen und Wunder, der Wind ist wieder da und wir segeln unter Vollzeug mit guten 6 Knoten westwärts. Sebastian am Ruder, wobei das ein wenig an der Wirklichkeit vorbei geht. Denn eigentlich steuert der Autopilot und Sebastian drückt nur Knöpfe. Der Mensch braucht eine Jolle um das Segeln zu erlernen.
Mit Wachwechsel 18:00 kommt der Wind spitzer und der Kurs ist nicht mehr zu halten. Also Segel bergen und wieder den Motor bemühen.
Um 21:10 legen wir direkt vor dem Sønderborg Havnekontor an. Dusche und Toilette vor unserer Nase.
Standort 54°91,02N und 09°78,56 E. Wir haben heute 1°15,83 Breite und 1°76 Länge zurück gelegt.
Freitag, der 10. Juni
Die Mannschaften verabreden sich zu um 12:00 am Schloss zum gemeinsamen Gruppenfoto. Dann teilt sich die Meute auf, Sønderborg unsicher zu machen. Wir waren schon mehrmals hier, aber es hat uns nie richtig gefallen. Diesmal gehen wir einen anderen Weg aus dem Hafen in die Stadt und siehe da, es ergibt sich ein ganz anderer Anblick.
Ob Mannschaft der „Zelma“ mit auf dem Foto ist, das weiß ich nicht. Auf diesem Foto trägt der Zeitstempel die bereinigte Zeit 11:49. Und da kann Hääschens Mannschaft nicht beim Fototermin mit dabei gewesen sein.
(bereinigte Zeit = aufgezeichnete Zeit plus eine Stunde für die Sommerzeit)
Für 13:00 verzeichnet das Logbuch das Auslaufen der „Emma“ aus Sønderborg Havn. Die Sonne hat sich hinter einem Wolkenschleier verzogen und es weht ein leichter Wind aus Nordnordwest. Also setzen wir 13:30 die Segel.
Und dann übernimmt der kleine Peter mit Sebastian die Wache, und es werden die ultimativen 4 Wachstunden für ihn auf dieser Reise. Der Wind nimmt zu und wird ostdrehend. Das ist der richtige Wind um durch die Flensburger Förde zu kreuzen. Entlang der Halbinsel Holnis hat der Wind soweit gedreht, das hoch am Wind gut zu segeln ist.
Das Boot marschiert mit Lage vorwärts. Man sieht es den beiden an, sie kosten das Segelvergnügen richtig aus.
Und der Rest der Crew ist begeistert. Achtern kommt eine klassische Yacht auf, meiner Meinung nach eine 12mR, aber ich kann mich auch täuschen. Es könnte auch ein großer Schärenkreuzer gewesen sein. Jedenfalls stammte er von der Classic Werft Robbe & Berking. Mit dieser Yacht liefert sich Peter seine eigene Regatta und er sieht dabei sehr gut aus.
Dieser 28 nautische Meilen lange Törn war der krönende Abschluss unserer Reise nach Göteborg.
Zusammenfassung