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Törn 2014 von Lauterbach nach Gotland mit Station in Visby, Kalmar und auf den Erbseninseln Törn 2016 von Flensburg nach Göteborg mit Besuch der Insel Läsö und Sönderborg Törn 2017 von Maasholm rund Sjælland mit Stationen auf der Insel Serejø, in Helsingør, auf der Insel Ven, in Kalvehave Sogn und Marstal. Törn 2018, von Lauterbach über Hanö nach Karlskrona. Dann aber nicht nach Gdansk sonder über Christiansöe und Bornholm wieder nach Lauterbach Törn 2019 Rund ums Ijsselmeer Törn 2020 Dänemark in der Pandemie, eine verpasste Gelegenheit Törn 2021 Ein bißchen Dänische Südsee Törn 2022 Zwei skandinavische Länder
Törn  2014 von Lauterbach nach Gotland mit Station in Visby, Kalmar und auf den ErbseninselnTörn 2016 von Flensburg nach Göteborg mit Besuch der Insel Läsö und SönderborgTörn 2017 von Maasholm rund Sjælland mit Stationen auf der Insel Serejø, in Helsingør, auf der Insel Ven, in Kalvehave Sogn und Marstal.Törn 2018, von Lauterbach über Hanö nach Karlskrona. Dann aber nicht nach Gdansk sonder über Christiansöe und Bornholm wieder nach LauterbachTörn 2019 Rund ums IjsselmeerTörn 2020 Dänemark in der Pandemie, eine verpasste GelegenheitTörn 2021 Ein bißchen Dänische SüdseeTörn 2022 Zwei skandinavische Länder

Visby

 

2014

Die  Reise  nach  Gotland

 

(und zurück)

 

 

Eine Symphonie in einer unbestimmten  Zahl von Sätzen

 

 

 

Ausgangshafen                                              Lauterbach Rügen

Zielhafen                                                       Lauterbach Rügen

 

über Visby (Gotland), Kalmar (Schweden), Christiansoe (Dänemark), Swinoujscie (Polen), Karlshagen (Usedom)

 

Zurück gelegte Strecke:                                 665 Seemeilen

Durchschnittliche Geschwindigkeit              5,33 kn

Besondere Vorkommnisse                            zwei

 

Introduktion furioso

 

Im Juni des Jahres 2013 zog eine sechs Mann starke Crew aus nonstop gen Gotland zu segeln.

Wie alle wissen war nach 7 Stunden der Traum, Visby hin und zurück in einer Woche zu segeln, im wahrsten Sinne des Wortes geplatzt. Eine Sturmbö am ersten Tag, die es in sich hatte, ließ uns die Segel um die Ohren fliegen. Damit war nur noch Glowe und nicht Visby als nächstliegender Hafen angesagt.

 

Das ist der Mitschrieb von OpenCpn für Sonnabend den 15. Juni 2013. Unser Manöver in der Sturmbö ist gut zu erkennen.

 

Nach einer Fahrt unter Motor lagen wir dann am späten Abend in Glowe. Und als wir am Montag die rettenden, aber nicht richtig passenden, Segel hatten, wurde von sechs der auf dem obigen Foto erkennbaren Personen beschlossen zu mindestens das Konzept der Reise nach Gotland auszuprobieren. Wir segelten von Glowe mittags zu den Erbseninseln, von dort in einer Nachtfahrt nach Swinoujsce und über Peene und Bodden zurück nach Stralsund. Das Ganze hat richtig Spass gemacht und hat alle Beteiligten bewogen einen zweiten Anlauf zu wagen.

 

Also auf ein Neues in 2014

Schon im Herbst 2013 begann die Planungsphase. Karsten, der Unermüdliche, war optimistisch und hat die Beteiligung an dieser Reise großzügig mit 21 bis 23 Interessenten veranschlagt. Der Verfasser hatte also nichts Besseres zu tun als in einem zum Ziel günstig liegenden Ausgangshafen nach entsprechenden Beförderungsmitteln zu suchen.

 

Da gab es in Lauterbach beim Vercharterer Goor eine Flotte von vier Bavaria cruiser 45 D. Das gleiche Boot das wir beim ersten Versuch hatten. Davon wurden die drei Neusten reserviert. Ging eigentlich ganz einfach. Anfang September war der Deal perfekt.

Und dann begann das Drama. Karsten mit seiner Liebe zu großen Schiffen hatte bei Goor eine Bavaria cruiser 55 entdeckt. Die wurde gechartert. Wir hatten also plötzlich vier Schiffe.

 

Und wie viel Besatzung ??????? Wahrscheinlich zu wenig. War der Andrang zum Abenteuer wirklich so groß wie Karsten geplant hatte ????? Keiner wusste es wirklich.

 

Der Verfasser ließ sich jedenfalls nicht beirren und charterte die Nummer 20327, schickte die anderen zwei Reservierungen in den Orcus und hoffte ansonsten auf eine gute Reise. Der unterschriebene Vertrag kam aus Lauterbach zurück, die Anzahlung wurde geleistet, der Winter ging ins Land. Die umfangreichen Planungen liefen ohne großes Aufsehen zwischen den Gebr. Strohbach und dem Verfasser hin und her.

Dramatische Ouvertüre

 

Dann kam das Frühjahr und es gab hektischen Mailverkehr. Bei Karsten standen plötzlich gar nicht mehr so viele Interessenten Schlange. Und meine Besatzung schrumpfte auch zusehends. Der liebe Guido hatte zur gleichen Zeit einen Umzug ins neue Heim anstehen, ein guter Grund, nur nicht für eine RRV (ReisekostenRücktrittsVersicherung). Mein Bruder hatte Schwierigkeiten mit den Hüften, und das ist ein wirklicher Grund. Und Ben konnte arbeitsmäßig auch nicht reisen, siehe vorhergehender Satz.

 

Da waren aus den sieben kleinen Negerlein, die mit mir auf der Bavaria cruiser 45 nach Gotland reisen wollten, blitzschnell nur noch vier geworden. Dann kam was, was den Verfasser irgendwie ein wenig umtreibt. Zum Preußen wollte keiner aufs Schiff. (Ist mein Ruf wirklich so schlecht?) Und mit vier Leuten lässt sich eine solche Tour nicht bewerkstelligen. Guter Rat war teuer

 

Also schnell noch eine RRV (s.o.) abgeschlossen, Chartervertrag noch rechtzeitig storniert, von den nicht antretenden Mitsegler eine schriftliche Erklärung über Gründe eingeholt. Und dann das Ganze der Versicherung eingereicht. Die fand zumindestens die gesundheitlichen Gründe des Bruders bei seiner Stellung auf dem Schiff als so schwer wiegend, dass der Versicherungsfall eingetreten war. Mit einem blauen Auge davon gekommen. 

 

In Radebeul war man in der Zwischenzeit nicht untätig. Auch hier war die Anzahl der Reisewilligen nicht besonders groß. Also wurde aus den zwei Teams die Crew für die Gotlandreise zusammengestellt. Als da wären, in alphabetischer Reihenfolge:

 

(Und weil es zwei Frank’s in der Mannschaft gab, einigte man sich beim Kennenlernen schnell auf einen Präfix. Es gab also einen SFrank und einen WFrank.)

 

A wie Atomwolfgang

 

Da ist der Wolfgang bei einer seiner Lieblingsbeschäftigungen zu sehen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Und nach schwerem Wachdienst bei einer Zigarre zu entspannen war immer mal wieder angesagt.

 

Zweite Möglichkeit wäre ein Bild mit Buch gewesen. Wie viele Bücher waren es auf dieser Reise Wolfgang? Drei oder Vier? Oder doch noch mehr? 

F wie Falk

 

So sieht der Stereotyp des Gotlandfahrers aus. Den Blick nach vorne gerichtet, konzentriert und ruhig.Mit solchen Wachführern muss man das Ziel erreichen, Zweifel sind da ausgeschlossen.

Nebenbei, Falk konnte man auch an der (elektronischen) Karte oder in der Küche beim Brotbacken sehen. Mehr dazu im Bericht.

 

Nochmal F aber wie Falko

 

Leider habe ich in den hunderten von Fotos keines gefunden auf dem man Falko en face bei seiner (Vorzugs-) Lieblingsbeschäftigung sieht.

Denn wo auch immer der Verdacht bestand dass ein Handynetz zur Verfügung stünde, Falko simste was das Zeug hielt. Sein(e) Gegenüber musste(n) über jede Menge freie Zeit verfügen, denn das Handy schickte Nachrichten en mass hin und her.

 

 

K wie Karsten (Admiral)

 

So entspannt war Karsten nicht erst am Ende unserer Reise. Ich habe ihn während der ganzen Zeit nicht anders erlebt.

Und sein Hobby, der Sextant wurde auch auf dieser Reise bemüht. Wo der mit Falk dann errechnete Standort wirklich war, nur die beiden wissen es. Vielleicht im Kölner Dom, wie der alte Seemannswitz es weiß?

 

M wie Mario

 

 

Immer ruhig, manchmal auch bisschen übermüdet, Mario, Karsten sein Co.

 

P wie Peter (der kleine)

 

So freundlich lächelnd kennen wir den Peter. Er ist immer die Ruhe in Person. Und selbst wenn er sich mal ärgert ist er immer noch die Ruhe in Person.

 

Wie macht der das nur.

 

R wie Rainer (der Preuße)

 

Von mir gibt es (fast) keine Bilder. Kein Wunder der Smutje war selten an Deck.

 

Und so ist dieses Bild hier das moderne Selbstbildnis, neudeutsch ein Selfi, von mir selber geschossen. 

S wie SFrank

 

So abgeklärt wie dieser Blick war unser SFrank (fast) immer.

Man hätte ja auch andere Bilder von SFrank hier einfügen können, aber dann wäre kein Gesicht zu sehen gewesen. Denn einem schlafenden SFrank, der auf Grund seiner Länge nur die Längsseite der Salonbank einnehmen kann, kann man ganz schlecht ins Gesicht sehen.

 

 

W wie WFrank

 

Franks Passion war die elektronische Seekarte. Seine Vorarbeit macht dem Berichterstatter im nach hinein das Leben sehr viel leichter. Denn wenn ich das mit der Zeit immer spärlicher werdende Logbuch und die geringen Aufzeichnungen betrachte, sind Route und Bilder dank Frank der Anker für diesen Bericht. Danke

 

 

Die Bilder sind während des Törns entstanden denn leider standen mir nicht von allen Besatzungsmitgliedern im Vorfeld Bilder zur Verfügung.

 

Im Laufe des Frühjahres gingen dann einige Mails hin und her, die die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Wachsysteme gegeneinander abwogen. Dann hörte ich lange nichts mehr. Und plötzlich war der Plan für die Wachen da. Er sah, im Gegensatz zu den üblichen Überlegungen, am Tage vier Wachen a 4 Stunden und in der Nacht vier Wachen a 2 Stunden vor. Da gab es keinen Wechsel der Zeiten, jede Wache war in der Nacht immer zur selben Zeit auf Arbeit. (Das geht über eine Woche, ohne dass die Beteiligten Beschwerde einlegen, offensichtlich ganz gut.)

Und ich war gar nicht drauf.

Karsten hatte etwas Besonderes für mich vorgesehen. Er dachte, der alte Knacker saß in den vergangenen Jahren den ganzen Tag über am Steuer, hat also Stehvermögen, kocht gerne und gut. Also lasst ihn den Smutje machen. Da kann er sich austoben. ---- Nebenbei, liest man Fahrtenberichte von größeren Schiffen, dann schreiben die Berichterstatter, der schwerste Job an Bord ist der des Smutjes. Für den gilt keine Arbeitszeit, wenn die Mannschaft was  braucht hat er da zu sein. Na egal, lassen wir uns überraschen.

 

1. Satz, Adagio non troppo

 

Il barca

Die Bavaria cruiser 55 D ist das Flaggschiff von Bavaria. In der Charterversion bietet es 10 Seglern Platz und, wenn man will, kann auch noch ein 11ter im Salon schlafen. Bei Goor habe ich mir das Schiff angesehen und eins war klar: Bin ich Smutje, bekomme ich meine eigene Behausung.

 

Da gibt es Backbord eine kleine Kammer mit zwei über einander liegenden Kojen, die wollte ich haben.Die bekam ich auch zu gesagt mit der Auflage auf der nicht benutzen Koje fremdes Hab und Gut unter zubringen.

Und hier die technischen Daten zum Schiff:

Baujahr 2010, also schon ein bisschen älter,

Länge ü.a.       16,75 m

Breite              4,76

Tiefgang          2,35

Segelfläche      145 m2

Motor             110PS

Diesel             380 l, Wasser            700 l

Soviel zu den Daten. Was klein Rainerlein einfach überlesen hat war die Angabe zum Wassertank. In seinem Hinterkopf spuken nur 350 l Wasservorrat im Kopf herum und er befürchtet große Wassersnot auf dieser Reise. Deshalb sollte Duschen und solche Förz an Bord verboten sein. Karsten willigte Zähne knirschend ein. Der Arme.

2. Satz, Andante con moto

 

„Cosa vorrebe mangiare?“

 

Das ist hier wirklich die Frage. Über das Essen auf dieser Reise habe ich mir den ganzen Winter Gedanken gemacht. Was essen neun Mann so weg? Und vor allem, was sind das für Esser? Seine Leute kannte man ja zur Genüge, aber von denen waren eigentlich nur zwei mit von der Partie. Was ist mit dem Rest? Auf meine Fragen hatte Karsten nur eine, aber leider nicht sehr befriedigende Antwort: „Was Männer eben so essen.“

 

Eins war klar. An der in den Jahren gewachsenen Tageseinteilung sollte nicht gewackelt werden. Also wird es morgens ein ausgiebiges Frühstück geben, mit der bei Herrenpartien traditionellen Suppe. Über den Tag Snacks nach giusto der Besatzung. Und abends wieder die warme Hauptmahlzeit.

 

Dann gab es noch einen Lichtblick: SFrank (Frank Strugale) verfügte offensichtlich über gastronomische Ressourcen, von ihm kam das Angebot Rindsrouladen nach Art des Hauses und Königsberger Klopse nach Hausfrauenart in Büchsen zum Essensangebot beizusteuern. Ein Telefonat mit der zugehörigen Hausfrau sagte mir was ich noch zur Ergänzung einkaufen musste.

 

Damit waren schon mal zwei Tage gebongt.  Dann hatte der kleine Peter den Wunsch nach einem Huft Steak geäußert, diesen Wunsch konnte (und wollte) ich nicht abschlagen. Dazu für den ersten Abend die übliche Suppe. Für den zweiten Seetag einen Braten. Das waren schon fünf Hauptgerichte. Na gut, dann sehe ich mal was die Metro noch so her gibt.

 

Dann hatte Karsten eine nette Überlegung. Das Schiff war in der Woche vor unserem Törn nicht gebucht. Den Freitag, den 13. Juni als ersten Reisetag zu nutzen, bot sich an. Mehrere Telefonate mit den Damen des Vercharterers später hatten wir den Freitag zusätzlich, wenn auch für den stolzen Preis von 500 (in Worten FÜNFHUNDERT) Euro. Da Karsten beim Abschluss des Vertrages sehr gute Konditionen ausgehandelt hatte, war dieser zusätzliche Tag bezahlbar. Also dann

 

FREITAG DER 13TE.

 

Für den zusätzlichen Tag habe ich dann nicht mehr geplant. Es wird bestimmt genügend übrig bleiben um die Meute abzufüttern, dachte ich mir. Die früheren Reisen hatten das immer wieder bewiesen.

3. Satz, Einkaufstag, Grave giusto, Donnerstag, 12. Juni,

 

Il carne è fresco? Si, freschissimo

 

Am Donnerstag mache ich mich in aller Herrgottsfrühe auf in die Metro zum Einkaufen. Mein Einkaufzettel ist lang. Nach zwei Stunden bin ich durch und um einige hundert Euro ärmer. So einige Sachen von meinem Einkaufszettel hatte ich schon vorher aus Sonderangeboten abgedeckt. Aber gutes Frischfleisch in großen Stücken zu fairen Preisen und manch andere feinen Dinge gibt es nur beim Großhändler.

 

Dann ab in die heimische Küche und vorkochen. 6 kg Fleisch und Wurst kleinschneiden, Gewürzgurke, Paprika, Zwiebeln und Tomaten würfeln und drei Stunden später sind 10 Liter feinste Soljanka fertig. Das Abendessen für Freitag.

 

Danach gute 4 kg Kalbsrücken vorbereiten und ab in den Backofen. Die moderne Küchentechnik lässt dem Koch viel Zeit für andere Arbeiten. Ein Fleischthermometer im (Kalbs)Rücken steuert den Bratvorgang und schaltet aus wenn die angestrebte Kerntemparatur erreicht ist. Also in der Zwischenzeit Wurzelgemüse für den Braten und einen Korb Pfifferlinge geputzt angebraten. Irgendwann ist dann auch der Braten unter Dach und Fach. Auf zur letzten Aktion: Alles ins Auto packen.

 

Nach einer knappen Stunde die ganze Chose noch mal begutachten. Fertig, auf nach Dresden.

 

Nach 30 km Autobahn ein Anruf von zu Hause: „Im Kühlschrank sind noch zwei Kilo Wiener Würstchen“. Scheiße, nicht aufgepasst. 20 km weiter wieder das Telefon: „Was meinst du habe ich in der Speisekammer gefunden?“ Grübel, grübel. „Na 30 Tafeln Schokolade und einen ganzen Berg Tütensuppen!!!“ Mist, nochmals zusätzlich in Dresden einkaufen gehen. Sind wir ja gewohnt, irgendwas fehlt immer, aber gekauft und dann vergessen ist blöde. Wie sollen diese Mengen nur zu Hause aufgebraucht werden?

-----Nur nebenbei, während ich dies schreibe (16.9.2014) weiß ich, dass hinter mir in der Speisekammer nur noch 3 Tafeln der Schokolade liegen, aber leider noch alle Suppen.-----

 

Als ich abends beim kleinen Peter eintreffe waren sie mit dem Grillen schon fertig. War aber halb so schlimm, es gab ja noch genug für mich. Nach Bratwurst, Steak und Salat nochmal ran an die Arbeit,  umpacken.

 

Der Transporter von Peter hat LKW-Abmaß und er ist, wie man auf nebenstehendem Foto sieht, auch ziemlich voll. Man kann nur staunen was neun Mann für eine gute Woche so alles mitnehmen.

 

Noch ein bisschen über alte Zeiten getratscht, Peters Lieblingsprojekt begutachtet und dann war Feierabend. Ab in die Falle. Morgen, am Freitag, ist noch jede Menge zu tun.

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4. Satz, Eine Fahrt nach Lauterbach, Allegretto giocoso, Freitag der 13.

 

Dove vuole andare? A Lauterbach prego.

 

Aber davor war einkaufen angesagt. Das frische Brot beim Bäcker war für 9 Uhr bestellt. Bei Peter gibt es im Nachbarort eine kleine Fleischfabrik, die hatte unsere Wiener zum Vorzugspreis als Wiener Bruch. Gebrochene Wiener habe ich nicht gesehen, aber ein bisschen verunstaltet waren einige. Wie sich später herausstellen sollte, tat das dem Geschmack keinen Abbruch.

 

Zweite Station, Landhandel. Wegen der befürchteten Wasserknappheit brauchte ich noch eine 10 Liter Pütz. Für ganze 99 (in Worten neunundneunzig) Cent gab es einen 10 l Kunststoffeimer mit verzinktem Henkel. Als Pütz habe ich ihn eigentlich nicht gebraucht, aber man konnte ganz wunderbar in ihm abwaschen.

 

Nächste Station Edeka: Schokolade, leider nicht zum Sonderpreis, Tütensuppen, Küchenrolle, Klopapier, Kapern (für die Königsberger Klopse, waren schon gekauft, befanden sich aber auch noch in Butzbach), Sardellenfilet (siehe vorstehende Klammer), fertig.

 

Nun noch der Bäcker. Als wir ankommen ist das Brot noch im Ofen. Schnell etwas Weißbrot als Beilage für die Soljanka gekauft, das ofenwarme Brot in eine Stiege vom Bäcker verpackt. Auf zum Tanken und dann können wir auf die Autobahn.

 

Peters Transportjumbo marschierte mit 120 km/h vorwärts. Am Schönefelder Kreuz einigen wir uns auf die Stadtautobahn durch Berlin. “Es ist nicht so langweilig, man bekommt was zu sehen.“ Es geht auch gut voran. Nur ein Blick auf die Karte hätte uns von dem Trip abhalten sollen. Da wir uns nicht informiert hatten, wie auch, kommen wir zu unserer Überraschung an einer Stelle auf dem Berliner Ring an, die wir so nicht auf dem Schirm hatten. Wir sind an der Auffahrt Velten. Einfach nach Norden, über die B96 durch Brandenburg und Mecklenburg, hätte uns auch nach Stralsund gebracht. Aber mit welcher Geschwindigkeit? Dann doch lieber nach Osten abbiegen und 20 zusätzliche Kilometer Berliner Ring fahren.

 

Irgendwo unterwegs fängt es ordentlich an zu regnen. Aber bis an die Küste war es noch weit und das Wetter kann sich ändern. Dann haben wir auch Kontakt zu Karsten und seinen Mitreisenden. Sie sind ein Stückchen hinter uns. So vergeht die Zeit und die Kilometer bis zum Ziel werden immer weniger. Auf B96 kurz vor Stralsund überholt uns ein weißer Audi mit Heidelberger Kennzeichen. Ich hatte mich schon auf der Küstenautobahn über die vielen Westler, die an die Ostsee fuhren, gefreut. Ein Heidelberger war aber trotzdem ein wenig exotisch. Noch verwunderlicher ist aber als wir an der Seitenscheibe ein DINA4 Blatt mit dem eindeutigen Hinweis auf die bevorstehende Herrenpartie entdecken. Es war Karsten mit Dienstwagen.

 

Ab da geht es im Konvoi nach Lauterbach. Hinten rum über die Dörfer. Für mich erstaunlich wie sich die Straßen verändert haben. Ich kenne diese Strecke noch als Auto mordendes Kopfsteinpflaster. In Lauterbach angekommen stehen wir am Hafen. Aber wo ist die Zufahrt zum Jachthafen? Und wo ist Goor? Ein Hotel gleichen Namens finden wir fast sofort, nur kein Charterbüro.

 

Peter und ich machen uns auf, die andere Seite der Hafenanlagen zu erkunden. Wir fahren bis an die Wohnsiedlung auf der anderen Hafenseite. Da gibt es eine unklare Beschilderung, die aber keinen Hinweis auf eine Marina oder ähnliches vermuten lässt. Also wieder zurück. Beratung  und nochmals an die gleiche Stelle angefahren. Am Ende der Straße durch die Wohnsiedlung findet sich auch der Jachthafen. Und Karsten hatte in der Zwischenzeit das Charterbüro gefunden, es befand sich im Goor Hotel. So finden sich nach und nach (fast) alle Beteiligten am Unternehmen „Gotland“ im Jachthafen ein und wir können unser Schiff bestaunen.

 

 

Das gute Stück heißt also „Clupea“ und bitte, was ist das? Da hätte ein Blick in Wikipedia geholfen um Antwort zu bekommen, so man Internet hat.

 

Clupea als Schiffsname ist zweimal vertreten.

Das ist „Clupea“, die Erste. Sie ist ein hölzerner Kutter und wurde in Damgarten gebaut. Getauft auf „Erfurt“ lief sie unter SAS 115 als Seitenfangkutter in der Fischerei. Über Wolgast und Karlshagen kam sie an die Uni Rostock und wurde zum Forschungskutter umgebaut. 

LüA 17,6 m, Breite 5,12 m, 110 PS, max. 8 kn

Besatzung 4 Mann

Zusätzlich 3- 4 Wissenschaftler

2012 für 15.000 € verkauft.

Das ist „Clupea“, die Zweite

Baujahr 2011 bei Fassmer in Berne

LüA 28,8 m, Breite 7,7m, 241 BRZ

650 PS, max. 11 kn

6 Mann Besatzung

Zusätzlich zur  Besatzung können 4 Wissenschaftler an Bord untergebracht werden. Das Schiff ist wie sein Vorläufer im Besitz des  Bundesamtes für Landwirtschaft und Ernährung und liegt in Rostock.

Kaum anzunehmen, dass unsere Segelyacht in der Tradition der Fischereiforschung steht. Also muss der Name von etwas Anderem abstammen. Die Antwort ist ganz einfach und sieht so aus.

Clupea ist der Gattungsname der echten Heringe und was liegt näher als ein Schiff, das in Lauterbach beheimatet ist, nach dem Fisch der Gegend zu benennen.

 

Noch zu DDR Zeiten fingen die Fischer des Mönchsguts den Hering, der an Ostküste entlang in den Greifswalder Bodden zieht, um auf dem kiesigen Grund des Boddens zu laichen, in alt überlieferten Reusen-Gemeinschaften. Im zeitigen Frühjahr verdienten sie mit dem Frühjahrshering ihr Jahreseinkommen.

 

Wenn ich im Juni nach Tissow zum Surfen kam, hatten die Fischer eigentlich schon lange ihren Jahresurlaub angetreten. Sie reparierten ihre Kutter, flickten ein bisschen Netze und klönten mit den Urlaubern. Zum Fischen fuhr normalerweise keiner, es sei denn, Muddern wollte Mittags unbedingt frischen Fisch in der Pfanne haben. Na denn ging man auch schon mal zum Fischen.

 

Soviel zum Namen des Schiffes, das uns in den nächsten Tagen Heimat und Fortbewegungsmittel sein sollte.

 

 

 

Karsten treibt den Bootsmann von Goor auf um das Schiff zu übernehmen. Die Übergabe an den Skipper war akribisch. Sie dauert und dauert und wir warten und warten, auf dass wir unsere Siebensachen im Schiff verstauen können.

 

 

Und es waren genügend Sachen auszupacken. Und wir stehen und stehen. Aber irgendwann sind die Beiden fertig und wir können uns an die Arbeit machen.

 

Es gibt viel auszuladen und zu verstauen.

 

Zum Beispiel die Getränke. 

 

Oder all die Köstlichkeiten, welche die Metro so hergegeben hatte.

 

 

Nach und nach ist alles im Schiff verschwunden. Es gibt genügend Stauraum um allen gerecht zu werden. Die Mannschaft hat die Kojen bezogen, die Funktion der drei Toiletten nebst separater Dusche wird festgelegt. Ich habe in meinem Kämmerlein keine Invasion von fremden Hab und Gut, alles Bestens.

 

Es kann losgehen.

5. Satz, Erster Seetag, Lento  impensierito, immer noch Freitag der 13. Juni

 

Neptun tenere il muso. 

 

 

Im Logbuch steht 19:07 als Uhrzeit für das Auslaufen. Karsten als oberster Skipper übernimmt Ruder und Kommando, auch wenn der Wachplan etwas anders vorsieht.

 

 

 

Wir verlassen den Hafen vorbei an der Altherrenriege unter Wolfgang Haase, die uns zum Abschied von ihrem Schiff aus eine gute Reise wünschen.

 

Langsam laufen wir aus dem Lauterbacher Hafen Richtung Insel Vilm. Das Logbuch sagt, dass wir in der nächsten Stunde die Segel aufklariert haben und Karsten mit einem Schluck Bier Neptun um eine gute Reise gebeten hat.

 

Aber dieser Schluck Aldi Bier ist wohl nicht das Richtige (ich denke in dem Moment: Ein bisschen mager, bei mir ist es immer ein tüchtiger Schuss Hochprozentiges, aber was soll’s). 

Neptun schien mit dem dargereichten Opfer nicht ganz zufrieden gewesen zu sein, denn kurze Zeit später, nach Logbuch 19:24, geht der Motor aus. Um nach kurzer Zeit wieder anzuspringen und wieder aus zu gehen. Ich denke, nicht schon wieder, beim ersten Anlauf hat es wenigstens 7 Stunden gehalten.

 

Ein Blick in den Motorraum sagte uns, der Motor zieht Unterdruck auf den Dieselfilter. Filter dicht? Wir sind ja noch in Reichweite der Handys, also anrufen. Wir merken ganz schnell, der Mensch am anderen Ende hat keine Ahnung vom dem Motor. Und er merkt es offensichtlich auch, denn er will uns von Jemanden anrufen lassen, der sich auskennt. Der Anrufer kennt sich aus. Er nennt uns den Ort des Kraftstoffhahnes und wir sollen uns den mal anschauen. Gesagt, getan. Der Kraftstoffhahn ist fast zu, kein Wunder also, dass der Motor Unterdruck in der Leitung zieht. Kraftstoffhahn auf, mit Tape gesichert, Motor an, läuft, Stein vom Herzen. Auf nach Gotland. 21:03 es geht weiter, wie der Mitschrieb von Open.cpn es ausweist.

 

Karsten gibt noch eine Generalorder für die Reise aus. Keine Fahrt unter fünf Knoten, reicht der Wind nicht oder er steht ungünstig, wird der Motor bemüht. Diesel ist genügend da.

 

Dann ist Abendessen angesagt. Es gibt die traditionelle Suppe zum ersten Abend. Soljanka, aber kein Resteessen wie früher üblich, sondern aus viel Rind- und Schweinefleisch, Kassler und Krakauer, dazu jede Menge Gewürzgurke, Paprika und Tomate. Wie immer ist die Menge mehr als ausreichend. So wird der Rest wohl morgen früh seine Abnehmer finden.

 

21:21 runden wir die Südspitze vom Mönchsgut und gehen auf Backbord. Wir laufen mit gut 6 kn in Richtung Visby. Das Boot läuft unter Großsegel, Fock und Motorunterstützung mit der richtigen Marschgeschwindigkeit Kurs Nordost in die Nacht.

 

Um 22:00 übernehmen der kleine Peter und Atomwolfgang die erste Nachtwache, das Boot segelt mit guten 5,5 kn Kurs NO. Das Wetter ist klar. Die Eintragungen im Logbuch für den ersten Tag sind sehr unorthodox und im Nachhinein wenig aussagekräftig. Aber soviel ist für das Ende des ersten Seetages abzulesen. Wir laufen in der Nacht auch mal mit 8,6 kn bei Windstärke 5 NO Kurs.

Wie man sieht, befolgen unsere ersten Wachhabenden Karstens Anweisungen zur persönlichen Sicherheit mit Akribie. Das Boot schiebt leicht Lage, die über Nacht noch zunehmen sollte. Ich jedenfalls liege in einer Koje ohne Leesegel und habe alle Gliedmaßen voll zu tun um nicht aus selbiger zu fallen.

 

Wir haben eine hohe Welle und trotz Pflaster hinter dem Ohr zeigen Einige Probleme. Peters Wunderpille hilft (dazu bei Gelegenheit mehr).

 

Fazit erster Seetag: Standort 24:00, 54°16.834 N,

13° 45.415 O, Geschwindigkeit 4,8 kn

 

 

Zurückgelegte Strecke: 29 Seemeilen, davon 16 unter Segel

6. Satz, Zweiter Seetag, Andante mosso

 

Il mare, interminabila distanza. 

 

 

Wir haben Sonnabend, den 14. Juni. Ich habe in der ersten Nacht sehr schlecht geschlafen. Grund s.o.. Und die Zwei hatte ich kurz vor dem Schlafen gehen schon mal gesehen. Jetzt frühstücken sie. Ich muss also ebenso früh aufgestanden und auch recht fleißig gewesen sein.

 

Und was merkt man noch? Es weht offensichtlich kein Wind mehr. Sie stehen so entspannt am Ruder. Das Wetter ist klar, wir haben Bornholm querab auf der Backbordseite

 

Wer man ganz genau hin sieht ahnt die Insel am Horizont.

 

 

Und was machen die Anderen? Die restliche Bande schläft noch. Zum Beispiel so:

 

Und die arme Socke SFrank muss sich mit der kurzen Bank begnügen weil der Admiral wohl unbedingt im Salon schlafen wollte. Oder hatte ihn die Müdigkeit nach getaner Arbeit übermannt und er konnte seine Koje nicht mehr finden?

 

Was sagt das Logbuch über die Nacht. 

0:30 trägt Falk ein besonderes Ereignis ein. Wir berühren eine gelbe Tonne, angeben ist 54°28,6 N und 14°05,6 E, auf der elektronischen Karte ist da aber keine Tonne.

 

Das ist der Ausschnitt aus der elektronischen Seekarte, das Dreieck zeigt die Position um 0:30. Auch wenn die Eintragung im Logbuch nicht sofort erfolgte, die Umgebung enthält laut elektronischer Seekarte keine Betonnung.

Die Papierkarte sieht das ganz anders. Frau Löhn (zur Erläuterung für die, die es nicht wissen, diese Dame ist seit 5 Jahren in Stralsund die Vercharterin für die Herrenpartie) war so nett mir von Bord ihres neuen Schiffes einen Ausschnitt des betreffenden Blattes zu schicken. Die fragliche Tonne, wie im Logbuch angeben, ist ODAS und sie ist unbefeuert. Die kann man in der Nacht schon übersehen, aber die Wahrscheinlichkeit diese Tonne, ohne sie anzusteuern, in dunkler Nacht zu treffen, geht schon nahe gegen Null. Deswegen wird dieser Rempler mit ODAS als Nummer eins der auf dem Deckblatt vermerkten besonderen Vorkommnisse in dem Bericht aufgenommen.

Gegen morgen lässt der Wind nach und Falk übergibt an den kleinen Peter das Schiff unter Motor.

 

Knüpfen wir also an den Anfang dieses 6. Satzes wieder an. Meine Aufzeichnungen sagen, dass das Frühstück um fünf Uhr in der Frühe beginnt und sich bis um 11 Uhr hinzieht. Dann hat endlich der Letzte sein wohlverdientes Essen erhalten. Und für einige der Besatzung ist das Frühstück ein bisschen verwunderlich denn in alter Tradition gibt es als Erstes einen kleinen Schlag Suppe. Und den Rest Soljanka von gestern Abend. An die Suppe zum Frühstück hat man sich aber ganz schnell gewöhnt.

 

Da die Pantry einen wunderschönen kleinen Schrank zwischen Küchenzeile und Tisch hat, bietet es sich an, diese Fläche als Anrichte zu nutzen und dort für die Frühstücker ein Buffet auf zu bauen. Das blieb dann auch die weiteren Tage zur allgemeinen Bedienung stehen und wurde vom Smutje immer mal wieder aufgefüllt.

 

Im Laufe des Vormittags frischt der Wind wieder auf und wir können Segel setzen. Leider hat der Wind auf nördliche Richtungen gedreht und er dreht weiter. Langsam wird aus unserem NO Kurs ein Kurs Richtung O und wir kommen von unserem Ziel ab. 

 

 

Die Wache 2 hat, wie man sieht, ordentlich Wind und macht bei schönen Wetter richtig Fahrt. Aber dann lässt der Wind nach und wir müssen gegen 18:00 die Segel bergen.

Zum Abendessen gibt es den vorbereiteten Kalbsbraten. Ich hatte einen ganzen Kalbsrücken gekauft und zu Hause mit reichlich Pfifferlingen in der Röhre gebraten. Aber schon beim Aufschneiden sehe ich an den Gesichtern der versammelten Esser, dass der Braten wohl ein wenig zu groß ist. Jedenfalls werde ich nicht alles los. So gibt es in den folgenden Tagen zum Frühstück auf dem Buffet auch kalten Braten vom Kalb und der hier war der beste Abnehmer.

 

Gegen 19:00 fährt Wache 4 unter Motor in den Schifffahrtszwangsweg. Der Wind hat sich gelegt, die See ist ruhiger geworden.

 

 

Langsam kommt die Nacht auf und es wird Ruhe im Schiff. Das Bild hier ist kurz vor 23 Uhr  aufgenommen. Ein einzelner Frachter fährt Richtung Schifffahrtszwangsweg.

 

Fazit zweiter Seetag:

 

Standort 24:00:  55° 53.117 N  16° 03.950 E

 

zurückgelegte Strecke 135 Seemeilen, davon 32 unter Segel, 38 unter Segel mit zeitweiser Motorunterstützung und 65 unter Motor

 

Geschwindigkeit 5,64 kn

 

Das Dreieck zeigt die Berührung mit Tonne ODAS am 14. Juni um 0:30, das lila Quadrat den Standort am 14. Juni um 24:00.

7. Satz, Dritter Seetag, Allegro

 

Destinazione essere vicino.

 

Die „Clupea“ marschiert durch die Nacht des 15. Junis. Null Uhr dreißig haben wir Utklippan querab liegen. Vier Stunden später erreichen wir die Südspitze von Oeland.

 

Am Morgen sind an Bord nur drei Mann wach. Der kleine Peter, Atomwolfgang und der Smutje. Alle anderen schlafen. Das sieht dann so aus.

Zwei stehen an Deck. Der Smutje arbeitet am Frühstück und fotografiert. Vier liegen in den Kojen. Wo sind die restlichen zwei?

 

 

Na bitte, so kann man auch schlafen. Wobei unser lieber Karsten noch immer nicht die Nöte unseres längsten Crewmitglieds erfasst hat. Aber der kann, wenn’s gar nicht geht und kein Platz zum Schlafen ist, auch ganz anders schlafen. 

Das war mitten in der Nacht. Wenn man den Wachplan im Kopf hat und nachrechnet, kann man sogar die Nachtzeit festlegen zu der das Foto aufgenommen wurde.

Es ist zwischen Null und Zwei Uhr. An Deck stehen Falk und Mario. Falko hat demnächst Wache

Und SFrank und WFrank waren wohl der Meinung richtig schlafen gehen lohnt eh nicht. Soweit der Ausflug in die Nacht.

 

 

Aber jetzt wartet das Frühstücksbuffet auf die Crew. Und wie gestern auch steht der letzte Backgast nach getaner Nachtschicht erst um elf Uhr auf.

Draußen ist wunderschönes Segelwetter.

 

Wir segeln jetzt irgendwo auf der Strecke Oelands Soedra Udde an der Südspitze Oelands und dem Feuer Hoburgen auf der Südspitze Gotlands. In der Nacht hat Wache 4 wieder Segel gesetzt und wir segeln mit gut 6 kn, Kurs 42°. Mit Wachwechsel dreht der Wind leicht und um Kurs zu halten wird der Motor um Unterstützung bemüht.

 

 

Man sitzt entspannt im Sonnenschein. Die Wachhabenden haben sich auch zurückgelehnt. Da der Motor mitläuft, hat der eiserne Gustav Dienst. Karsten inspiziert den Sextanten und kurze Zeit später wird er ihn am Auge haben. 

 

 

 

Gegen 14:00 haben wir den Leuchtturm Hoburgen querab. Die Südspitze Gotlands ist erreicht. Wir laufen noch gute anderthalb Stunden unseren Kurs 42°, dann wir luven wir an und halten Kurs annähernd Nord.

Es ist immer wieder lustig zu sehen was passiert wenn wir in Landnähe kommen. Oder besser die Antwort auf die Frage woran erkennt man, dass wir in Landnähe sind?

Die folgenden Fotos geben Antwort. Jeder Smartfonbesitzer ist am Gerät oder doch fast jeder. Da hätten wir auch ein Foto von Falkos Lieblingsbeschäftigung, das  social network zu frequentieren. Aber leider habe ich ihn nicht von vorne fotografiert und (fast) alle anderen waren damit beschäftigt es ihm gleich zu tun und konnten nicht zum Foto greifen.

Die Aufnahmen sind um 13:55 gemacht. Kurze Zeit später wird Falk unter Deck verschwinden und sein Experiment vornehmen. Wenn ich mir die Tätigkeiten der beiden Strohbachs so im Nachhinein  auf der Zunge zergehen lasse, die Übungen am Sextanten und Falks Experiment, dann kommt doch der ganz leise Verdacht auf, die beiden planen Größeres.

 

Also nun zu Falks anschließenden Tätigkeiten unter Deck. Er zaubert aus den Tiefen der Schränke Mehl, Trockenzwiebeln und einen Sauerteig hervor und beginnt einen Brotteig anzusetzen. Begründung für die Aktion: Man könnte ja mal in die Lage kommen, kein Brot an Bord zu haben. Nachtigall ick hör dir trapsen. Jedenfalls wird der Ofen angeheizt und Falk bereitet seinen Brotteig vor. Ich bin ehrlich ein bisschen skeptisch, denn der Backofen unseres Herdes ist nicht besonders. Man kann Ober- und Unterhitze nicht richtig steuern und das ist beim Brotbacken wichtig

Falk macht das ganz professionell. Ob das daneben liegende Brot als Vorlage dienen soll, ist nicht ganz klar. Zwei Stunden später ist das Brot fertig. Es kann sich sehen lassen und der Mannschaft hat es geschmeckt. Für mich ist das Ergebnis von Falks Brotbackexperiment erstaunlich. Der Campingherd gibt doch mehr her als ich gedacht hätte.

 

Gegen 18:30 nähern wir uns Skylla und Charybdis, sprich Stora Karlsoe und Lilla Karlsoe, zwei kleinen Inseln unterhalb von Klintehamn. Da mussten wir unbedingt durch. Beide Inseln sind unbewohnt. Stora Karlsoe hat als einziges Bauwerk einen Leuchtturm. Dazu eine leicht geschützte Anlegestelle und einen Fahrweg zum Leuchtturm. Aber das sieht man nur auf google maps.

Dann geht es mit dem Autopiloten weiter Richtung Ziel Visby. Um 20:00 fahren wir einen Aufschießer und Karsten lässt die Segel klarieren damit sie sich beim nächsten Gebrauch wieder ohne Behinderungen ausrollen lassen. Rollreffs sind ja eine schöne Sache, aber wehe man hat Falten in den Mast mit eingerollt. Die können das absolute Hindernis beim nächsten Ausrollen sein.

Die Berührung der Tonne ODAS in der ersten Nacht hat unserem Admiral keine Ruhe gelassen. Er muss das Radar in Augenschein nehmen. Irgendwie stimmt etwas mit der Stellung der Radarantenne nicht. Dem muss Abhilfe geschaffen werden. Das Wetter ist ruhig, keine Welle, die Freiwachen haben ja sonst nichts zu tun. Also ran ans Werk.

Aber in der Aufhängung der Antenne ist der Wurm drin. Auch die gemeinsamen Anstrengungen der besten der verfügbaren Spezialisten und der Einsatz aller vorhandenen Spezialwerkzeuge bringen keine befriedigenden Ergebnisse. Auf dem Bildschirm des Kartenplotters gibt es keine klaren Bilder. Fazit, Radar ist nicht, erhöhte Aufmerksamkeit in den folgenden Nächten ist angesagt.

In dieser Woche unseres Trips nach Visby sind nicht nur die Mittsommernächte, es ist auch Fußballweltmeisterschaft. Der richtige Fan ist deshalb mit allem Notwendigen ausgerüstet um an dem Ereignis auch unter den widrigsten Bedingungen teilhaben zu können.

 

Da wir in Landnähe laufen ist nicht nur der Handyempfang gesichert, nein wir können über Internet die abendliche Fernsehübertragung genießen. Hier haben wir die erste Halbzeit des Abendspiels in Porto Alegre, das Frankreich gegen Honduras 3:0 gewinnt. Das wird auf der Reise Mario öfters probieren. Aber nicht immer ist das Ergebnis so gut wie hier. 

 

Gegen 22:35 haben wir Visby vor uns. Den Hafen anlaufen ist ganz einfach.

 

Um 22:48 laufen wir ein. Es gibt jede Menge große Pötte, vor allem Fähren. Man merkt, dass wir auf einer großen Insel sind. Ansonsten ist der Gästehafen fast leer, es gibt nur ganz wenige Segler.

Wir können uns unseren Liegeplatz aussuchen. Und wenig später liegen wir längsseits am Pier. Der Track von Open cpn sagt 23 Uhr zwei. Landstrom angesteckt, fertig. Es folgt die Manöverkritik und wie man sieht, ist die sehr entspannt. Der Admiral ist guter Dinge und in der Runde scheinen auch die Gegenüber der beiden (wer immer das auch war) zum Scherzen aufgelegt zu sein.

Da sind wir nun angelangt. Eigentlich viel früher als angedacht, Vor uns liegen noch 5 Tage für die Rückreise. Was machen wir mit denen? Auf diese Frage werden wir morgen nach Frühstück und Stadtrundgang eine Antwort finden. Jetzt erst mal in die Falle und schlafen. Ohne Wellengang und Motorgeräusch.

 

Fazit dritter Seetag:

 

Visby erreicht, 57 38,2896 N, 018 17.1965 E

 

Zurückgelegte Strecke wie am Vortag 135 Seemeilen, davon 108 unter Segel und 27 unter Motor.

 

Durchschnittsgeschwindigkeit 5,85 kn.

 

Blaues Quadrat Standort 15.6. 0:00, 55 53.117 N  016 03.950 E

 

Ach so, wieder zu Hause wurde mir durch Karsten ein Beweis nachgereicht, dass wir auch ganz wirklich in Visby waren. Die Webcamaufnahme aus der Nacht des 15. Juni liefert den eindeutigen Beweis. Karstens Vater hat mit uns mitgefiebert und die Webcams im Hafen von Visby fest im Auge gehabt. Jedenfalls hat er den Zeitpunkt unseres Anlegens und am nächsten Tag unser Ablegen und das Verlassen des Hafens auf seinem Rechner abgespeichert.

Und damit jeder sieht wie es im Spätherbst aussieht, hier genau 5 Monate später.

8. Satz, Vierter Seetag, , Allegretto  glocoso ,

 

Ronda a Visby e viaggio a mezzo di inserto esito. 

 

 

 

Wir haben Montag, den 16. Juni. Nachdem Frühstück ist Stadtrundgang angesagt. Also alle Mann von Bord. 

 

 

 

Auf zur Stadtbesichtigung, wenn auch offensichtlich ein bisschen unschlüssig das Ganze.

 

Visby ist eine Kleinstadt mit knapp 25.000 Einwohnern, aber eine schwedische Stadt mit großer Geschichte die heute arg verblasst ist. Wir haben uns auf unserem Rundgang nur in der Altstadt bewegt. Visby selber ist um einiges größer als das was wir gesehen haben. In der Altstadt hat sich seit vielen Jahrzehnten nichts Wesentliches geändert. Es sind immer noch die kleinen alten Häuser die auf die Bedürfnisse vergangener Generationen zu geschnitten sind. 

 

 

 

Die Altstadt umgibt eine Stadtmauer und die zahlreichen Ruinen ehemaliger Kirchen zeugen von dem Reichtum den der Handel zu Zeiten der Hanse nach Visby gebracht hat.

 

 

Auffällig für meine Augen war, dass in der Stadt im Vergleich zu uns sehr wenige Autos im Straßenbild zu sehen sind. Aber das kann täuschen, Schweden hat nur unwesentlich weniger PKW/Einwohner als wir. Der Koffertransporter ist eher der Fußgängerzone geschuldet.

 

Tritt man aber durch das Stadttor auf dem oberen Bild verlässt man die Altstadt und steht auf dem zentralen Parkplatz von Visby. Hinter dem Tor beginnt nämlich das Einkaufsviertel von Visby. Und es ist ein wirkliches Viertel von dem wir nur den Anfang gesehen haben.

 

Da hat es die großen Parkplätze. Aber was man als erstes sieht sind die Ausflugsbusse. Sie gehören offensichtlich zu den Kreuzfahrtschiffen die im und vor dem Hafen lagen.

 

Und dann ist da dieser Pickup. Es ist doch sehr einfach einen normalen Pkw zum Ar- beitsfahrzeug um zubauen. Nicht nur DDR Bürger waren erfinderisch, auch Schweden beherrschen diese Tugend, aus allem was zu machen.

 

 

 

Und auch solche altertümliche Überreste vergangener Zeiten konnte man sehen. Da wäre aber auch das Haus von vierzehnhundert und zerquetschte, das mit Birkenholzteer beschichtet ist, so noch heute steht und allen Touristen als Beispiel nachhaltigen Bauens vorgeführt wird. 

 

Auffallend die kleinen Häuser in der Altstadt. Das hier ist nur eines unter vielen.

 

Unser Längster würde in diesem Haus wohl seine Schwierigkeiten bekommen. Den ganzen Tag mit eingezogenem Kopf rumlaufen ist bestimmt nicht das Gelbe vom Ei. Unser Schiff ist wahrscheinlich bequemer.

 

Auch Mario hätte sich bei der Haustür den Kopf eingerannt.

 

 

 

Aus der Dachrinne hätte SFrank gut und gerne Trinken können. Auch wenn das Bild ein wenig täuscht, denn  der Straßenbelag liegt heute etwas höher als zu der Zeit in der das Haus erbaut wurde.

Die Einwohner von Visby waren im Mittelalter eine starkgemischte Gesellschaft. Es waren dänische, russische und deutsche Kaufleute, die von hier aus Handel trieben. Und jeder hatte seine eigene community.

 

Deswegen die vielen Kirchen von denen heute nur noch die Ruinen zusehen sind. Zu den acht Kirchspielen gab es auch noch drei Klöster. Also Sehenswertes überall.

 

Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich im und vor dem Hafen die Kruezfahrtschiffe drängeln.

 

Von den alten Gemäuern hätte ich aus dem Fundus der Fotografen noch jede Menge hervorholen können, aber es reicht wohl auch so.

 

Z.B. den Dom von Visby, immerhin Bischofssitz, der im Hauptteil leider nicht zugänglich war, weil gerade in Restauration. Die Kapelle nebenan ist ja sehr hübsch, gibt aber sonst nicht viel her. Ihre modernen Glasfenster sind das wirkliche Highlight. 

Also wieder zurück zum Schiff. Vor dem Auslaufen klarieren, Peter macht das vorbildlich.Dann noch eine kleine Stärkung am Buffet und auf geht es Richtung Heimat.

Auf dem linken Bild sieht man uns ablegen und zwei Minuten später streben wir dem Hafenaugang zu

 

Also Mission erfüllt. Da Buri auf den Erbseninseln ist, wird Christiansoe als nächster Hafen bestimmt. Wir laufen wegen viel zu wenig Wind unter Motor Richtung Südwest. Der Wind frischt etwas auf und so setzen wir Segeln und segeln die nächsten zwei Stunden hoch am Wind Süd westwärts. Unterwegs kommt der Gedanke auf, dass wir bei dem Kurs ja am Dienstag bereits auf den Erbseninseln sind. Und was dann mit dem Rest der Woche? Also wird Kalmar als nächster Anlaufpunkt ausgewählt und wir drehen 16:30 bei, Kurs West, bergen die Segel und lassen den Motor seinen Dienst tun.

 

 

20:00 haben wir die Nordtonne von Oelands Norra Udde querab und damit Oeland erreicht. Anderthalb Stunden später passieren wir die kleine Insel Blaa Jungfrun. Und so motort das Schiff in die hereinbrechende Nacht

 

Wachwechsel. Mario und Falk lösen den kleinen Peter ab. Es ist kurz vor Mitternacht. Wenn ich dem Zeitstempel des Fotos Glauben schenken kann, dann ist es gerade 23:51. Man merkt, wir sind in den Mitsommernächten.

 

Um Mitternacht passieren wir den Leuchtturm von Deamman.

Fazit vierter Seetag:

Standort 24:00:  57° 02.737 N  016° 41.830 E

zurückgelegte Strecke 70 Seemeilen, davon 17 unter Segel und 53 unter Motor

Geschwindigkeit 5,96 kn,

 

Eine Anmerkung noch, wir haben ja auch die Hafengebühr in Visby vor dem Auslaufen noch bezahlt. Es war der teuerste Hafen unserer Reise. Man kassierte Breite, nicht Länge. Und übersehene 25 cm zu viel kosten uns 58 € zusätzlich. Mist!!

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9. Satz, Fünfter Seetag, Largo giusto

 

Intermezzo, un escursione in cucina.

 

Wir sind die Nacht über unterwegs im Kalmarsund. Da nachts ja nichts weiter passiert als dass die Wache ihre  Seemeilen runterspult, machen wir mal einen kleinen Ausflug in die Welt des Smutjes.

Für eine Mannschaft ein richtiges Essen mit Fleisch, Gemüse und Beilage auf einem zweiflammigen Gaskocher zu zubereiten ist schon eine kleine Herausforderung an den Koch und erfordert ein gutes Timing. Wenn dann noch das Schiffchenfahren dazu kommt, ist das Ganze noch ein wenig schwieriger.

 

Das Kochen, d.h. die Vorbereitungen, beginnen eigentlich schon zu Hause, man braucht das notwendige Handwerkszeug. Mein Satz Messer segelt also immer mit.

Aber den elektrischen Büchsenöffner für die fertigen Dosengerichte aus SFrank’s heimischer Manufaktur, den habe ich zu Hause gelassen. Es wird an Bord schon einen Büchsenöffner geben. Den gibt es. Ich kann nur nicht verstehen, wie man bei einer Investition in der Größenordnung in der Nähe von 300.000 € an der Ausrüstung der Küche fünf Euro sparen muss. Der bordeigene Büchsenöffner ist für die Füß. Sein Antriebsrad, aus Weichmetall gefertigt, dreht wegen der vollständig abgenutzten Zähne am Büchsenrand einfach durch. 

 

Guter Rat ist nicht teuer, auf irgendeine Art und Weise müssen wir ja an Rouladen oder Königsberger Klopse kommen. Man muss sich nur zu helfen wissen. Immerhin gibt es genügend Werkzeug an Bord. Der Skipper verzieht sich also in eine (seine) Ecke und mit vielen verschiedenen Sachen ausgerüstet macht er sich ans Werk. Sieht toll aus, macht Mühe und, nebenbei gesagt, der Hammer war nicht das richtige Werkzeug.

 

Es geht auch einfacher. Peter führt das vor. Aber Peter war ja auch bei Steingrau & Söhne, etwas was Karsten dank der Gnade der späten Geburt erspart blieb.

Und bei Steingrau & Söhne lernt der gute Soldat mit den einfachsten Mitteln an etwas Essbares heran zu kommen.

Auch wenn es sich unter Blech versteckt und nur begrenzte Hilfsmittel zur Verfügung stehen.

Wir sind jedenfalls an unsere Schätze gekommen und es hat Allen geschmeckt. Dank an die Hausfrau.

Aber genug des Essen, der Morgen unseres fünften Tages auf See bricht an. Wir haben Dienstag, den 17. Juni. Das Logbuch gibt über die Nacht fast keine Auskünfte. Und so gibt es zwischen 0:00 und dem Start am Mittag nur einen einzigen Eintrag.

Eigenartigerweise sind am Morgen fast alle wach. Mehr oder weniger, wenn man sich Falk und Mario so ansieht. Aber das kann entschuldigt werden. Es ist kurz nach drei Uhr und die Zwei haben ihre Wache gerade hinter sich. Schlafen gehen lohnt nicht so richtig. Das Ziel ist in Sichtweite. 

Die Brücke über den Kalmarsund nach Oeland liegt vor uns. Durchfahrtshöhe nach Seekarte 36 m. Viel Platz für unseren Mast, der soll nur bis 23 m über die Wasseroberfläche reichen. Wie man sieht, es ist nach oben genügend Platz. Und die Brücke und der Sonnenaufgang finden ihre Liebhaber. Der Sonnenaufgang hinter der Silhouette der Brücke ist ja auch des Fotografierens wert. 

 

 

Dann begrüßt uns Kalmar.

 

Es ist kurz vor halb vier. Inzwischen ist die fast die ganze Crew wach und das Anlegen wird vorbereitet. 

Wir finden gleich am Anfang des Hafens einen guten Platz zum festmachen. Aber wie das immer so ist, nicht jedes Manöver gelingt auf Anhieb. Wir drehen noch einen kleinen Kringel. Positiv ist, wir haben von unserem Mann auf dem Steg das ultimative Bild vom Einlaufen.

 

Und wie das so ist, morgens um halber fünf, Bewegung im Hafen, ein Segler läuft ein. Das macht die Anlieger unruhig. Ein belgisches Seglerpaar fühlt sich gestört. Wie kann man auch so früh aus dem Nirgendwo kommen. Für Standartsegler ist das, was wir da machen, unverständlich. Standartsegler sind eben schon am Abend im Hafen.

Also Schiff versorgen und dann gehen alle in die Falle, eine Runde schlafen. Nach dem Frühstück ist Stadtbesichtigung angesagt.

 

Auch Kalmar war im Mittelalter eine Stadt der Hanse. Deutsche Kaufleute dominierten damals den Handel. Kalmar war lange Zeit unter dänischem Einfluss und immer wieder umkämpftes Terrain zwischen den Dänen und den Schweden. Im 18. Jahrhundert war es Festung, deren Bauten erst in der Neuzeit den Anforderungen der Eisenbahn wichen. Der größte Umbau in der Geschichte erfolgte in den 60 ziger Jahren. Da wurden in der Altstadt die alten Holzhäuser abgerissen und moderne Bauten errichtet. Es waren die größten Veränderungen in der Altstadt seit dem großen Brand von 1647. Kalmar war nach dem Brand eine der wenigen Städte Schwedens deren Bebauung im Stadtkern aus Steinhäusern bestand.

 

Kalmar ist wie Visby Bischofssitz. Der Provinzverwalter des Såmlandes hatte hier in dem festungsartig ausgebauten Schloss seinen Amtssitz. Kalmar hat heute ca. 35.000 Einwohner, einen Regionalflughafen und einen großen Bahnhof.

 

 

 

Das Kalmarer Schloss. Es liegt auf einer Insel und ließ sich früher hervorragend verteidigen. Das Schloss fällt einem sofort auf, es ist ein imposanter Bau. Wir sind aber nur bis zum Haupttor gegangen, eine Besichtigung haben wir uns verkniffen.

Die typische alte Bebauung der äußeren Altstadt. Es gibt auch noch die kleinen Häuser, wie wir sie in Visby gesehen haben. Und was in Schweden neben diesen Holzhäusern noch auffällig ist, sind die vielen Rosen an den Häusern und Straßenrändern. Hier noch Bilder aus der Innenstadt: Der zentrale Platz der Altstadt mit Rathaus und Markt. Die Hauptgeschäftsstraße von Kalmar. Der Dom von Kalmar

Und dann gibt es auch solche lustigen Sachen. Die zwei kleinen Hochbeete stehen auf einer öffentlichen Grünanlage. Ich bin natürlich neugierig. Alles was hier wächst sind Küchenkräuter. Ich habe mir verkniffen etwas abzupflücken.

Aber was die beiden Hochbeete erst richtig interessant macht, ist das Schild im ersten Beet. Darauf steht sinngemäß: Willst du so etwas haben? Dann komm zu Kolk & Frö in die soundso Straße.

Eine nette Aufforderung, der ich aber nicht nachgekommen bin

 

Am Eingang zum Schloss entsteht fast so was wie ein Gruppenbild, leider ohne den Fotografen. Nebenbei, wir haben auf dieser Reise entgegen allen Gepflogenheiten kein Gruppenbild gemacht. Schande über alle. Aber es gibt ja noch Peter G., Künstler des bewegten und stehenden Lichtes, der macht es möglich, dass der Fotograf virtuell mit dabei ist.

Zurück zum Schiff, ablegen, Tankstelle aufsuchen. Wir waren in den letzten Tagen lange genug unter Motor gelaufen. Zu den Erbseninseln wird es nicht anders werden, denn der Wind steht auf dem Weg zu den Erbseninseln gegen an.

 

Gut 193 Liter Diesel fließen in den Tank, 301,24€ wollte man dafür haben. Ein beachtlicher Verbrauch, aber wenn wir die doch leider sehr vielen Motorstunden in Betracht ziehen, geht es auch wieder. Da haben wir die von Karsten für die ganze Reise geplanten 75€ für Diesel schon gehörig überschritten. Und wir sind noch lange nicht zu Hause.

 

Leider war uns Rasmus bis hierhin nicht besonders wohl gesonnen und auch die nächsten Tage verheißen auch nicht viel Gutes. Der Wind wird von Süd auf West, vielleicht auch weiter auf nördliche Richtungen drehen und an Stärke zu nehmen.

Für das Wochenende sagt der Wetterbericht stürmische Winde bis 9 Bft. voraus. Da müssen wir uns was einfallen lassen. Aber nun nichts wie weg. Pünktlich um 12:00 laufen wir aus

Ein letzter Blick zurück auf Kalmar mit seinem Schloss und wir touren durch den Kalmarsund mit Kurs 200° südwärts.

Die Bordroutine stellt sich wieder ein. Gegen 18:30 erreichen wir die Südspitze Oelands. Oelands Soedra Udde liegt wieder querab, wieder auf der Backbordseite, aber diesmal im Osten von uns. Wir haben seit Kalmar knapp 4 Bft gegen an und die Welle nervt. Also setzen wir Segel und segeln eine Stunde auf neuem Kurs 120°. Aber das bringt uns nicht vorwärts. Wir haben zu wenig Höhe. Also zurück auf den alten Kurs und Segel runter.

 

 

Der Wind hat etwas abgenommen, die See ist ruhiger geworden. Mit Wachübernahme haben der kleine Peter und Atomwolfgang unter Autopilot den Schifffahrtszwangsweg vor sich. Es ist ruhig an Bord, die restliche Mannschaft schläft. 

 

 

Fazit des fünften Tages unserer Reise:

 

Eine schöne Stadtbesichtigung, leider zu wenig segelbarer Wind.

 

Standort 24:00:  55 48.868 N  015 43.056 E

 

zurückgelegte Strecke 85 Seemeilen, davon 7 unter Segel und 78 unter Motor.

 

Geschwindigkeit 5,93 kn,

 

 

 

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